WPF-Kultur Jg. 8 "HORROR"

In diesem Jahr stand der Jahrgang 8 ganz unter dem Genre HORROR. Anhand von Stummfilmklassikern, Hörspielen und Illustrationen wurden typische Merkmale des Horrors wie Spiel mit Licht und Schatten, Erzeugung von Spannung, Figurentypen u. a. erarbeitet.

Das Grauen in Wort, Bild und Objekt

Bildergeschichte

Collage, Kostüm, Papercut

Arme Leah! - Eine Horrorgeschichte von Dilem Osman

19:30Uhr

Sie saß vor mir im Wasser und spielte mit ihrer Spielzeugente. Wie sehr sie sich doch ähneln, dachte ich mir. In Gedanken vertieft hörte ich, wie sie lachte. Auch das Lachen war wie ihres. “Leah?”, sagte sie. “Ja, mein Schatz?” “Hast du eigentlich Geschwister?”, fragte sie mich. Ich dachte an meine Schwester, die vor 2 Jahren gestorben ist. Oder waren es 5 Jahre? Jedenfalls konnte ich ihr nicht antworten. Mein Blick löste sich nicht von ihren Augen. Braun. Große grünbraune Augen. Genau wie die Augen meiner Schwester. “Leah?”, rief sie etwas lauter. Ich wollte ihr antworten, doch mein Mund war wie zugenäht. “Leah es tut mir leid. Du musst mir nicht antworten, ich-” “Anna.“, sagte ich, “Sie hieß Anna.” Sie machte Anstalten, als würde sie mich was fragen wollen. Entschied sich aber dagegen. Ich hörte eine bekannte Stimme. Sie schien die Stimme nicht zu hören und spielte weiter. “Hörst du das?”, fragte ich vorsichtig. “Was denn?” “Nichts. Kam wahrscheinlich von draußen”, sagte ich. Es war Anna. Natürlich konnte sie Anna nicht hören. Töte sie. “Was? Warum?”, sagte ich versehentlich laut. “Hast du was gesagt Leah?” “Ehm. Nein alles gut, spiel du weiter”, antwortete ich kurz. Töte sie. Warum willst du, dass ich sie umbringe, Anna? Töte sie oder ich tue es. Anna, bitte tu das nicht, ich bitte dich! “Warum bist du auf einmal so blass im Gesicht, Leah?”, fragte sie mich. Stille. Ich versuchte verzweifelt eine Antwort zu finden. Ich musste hier weg. Bevor irgendetwas passiert. Alleine konnte ich Maria nicht lassen, aber ihre Eltern sollten jeden Moment zurückkommen. Anna schrie mich an. Mein Kopf fing an zu schmerzen. Auf einmal sah ich, wie sich meine Hände langsam zur Badewanne bewegten. Ich drückte dagegen. Meine Hände hörten nicht mehr auf mich. “Anna tu es nicht! Bitte! Sie ist unschuldig”, rief ich laut. Maria schaute mich verstört an. “Ähm Leah? Geht es dir gut? Du bist so komisch heute.”, sagte sie und wurde immer leiser. Renn weg, dachte ich mir. “Alles gut, mir - wird es gleich besser gehen.”, antwortete Anna an meiner Stelle. Ich fing an zu weinen. Bitte Anna, bitte nicht noch einmal. HAHAHA armes Kindchen, nicht wahr? Sie weiß noch gar nicht, was auf sie zukommt. Anna...NEIN. Sie muss sterben. Sie sieht aus wie ich. Stimmts? Möchtest du sie genauso umbringen, wie du mich umgebracht hast? Anna, ich wollte dich nicht umbringen! Stille. Maria schien nichts zu merken. Anna lachte immer lauter. Es tut mir leid. Es tut mir so leid, dachte ich mir. Ich hörte auf, gegen den Druck, den Anna auf mich ausübte, zu kämpfen und überlies ihr meinen Körper. Ich machte die Augen zu. Noch einmal ertrage ich das nicht. Noch einmal kann ich das nicht sehen. Doch Anna bewegte meinen Körper nicht. Kurz dachte ich, dass ich verrückt bin und einfach so Stimmen höre. Ich sollte echt aufhören auf Kinder aufzupassen. Schwach und allein bist du, Leah. Die kleine, dumme adoptierte Leah. Genau die, die du schon damals warst. Nein. Du kannst mich nicht aus der Ruhe bringen. Du hast nie zur Familie gehört. Und deine eigene Familie hat dich zurückgelassen, nicht wahr Leah? Das ist nicht wahr. Keiner hat dich gemocht, kleine Leah. Keiner. Maria lachte wieder grundlos. Genau in dem Ton, in dem mich Anna jahrelang ausgelacht hatte. Genau in dem Ton, in dem sie mich auch jetzt auslachte. Beide lachten mich aus. “Ist irgendetwas?”, fragte sie. Ich sagte nichts. Die Wut stieg langsam in mir auf. “Hallo?”, rief sie laut, “Hast du deine Zunge verschluckt?” Sie lachte. HAHAHHAHA. Beide machten sich lustig über mich. Ich konnte es nicht mehr zurückhalten. Anna habe ich umgebracht. Meine zwei Jahre ältere Stiefschwester. Ein kleines Kind umzubringen, wird kein Problem. Leah-Schatz, wir wissen beide, dass du nichts kannst. Nicht mal deine eigenen Eltern wollten dich, nicht wahr kleine Leah?
Ich packte Maria am Hals und hielt sie unter Wasser. Sie schlug mit ihren Armen um sich. Du wirst es nicht schaffen! HAHAHA, du bist schwach wie immer. Ich drückte sie noch fester ins Wasser. “Meine Eltern haben mich nicht zurückgelassen. Dich haben sie nicht geliebt. Du bist herzlos. Ich hasse dich Anna. Ich hasse dich!”, rief ich und drückte immer fester. Nur so viel kannst du leisten Leah? HAHAHA, arme adoptierte Leah! Ich zog Maria aus dem Wasser und sah ihr blasses Gesicht. “HAHAHA, nicht mal ein Kind kannst du umbringen, kleine Leah!”, sagte sie aus Marias Mund. Mit meiner ganzen Kraft tauchte ich sie wieder ins Wasser. Dieses Mal lies ich sie nicht wieder raus. Weinend hielt ich sie weiter unter Wasser. Nach einer Weile hörte sie auf, um sich zu schlagen. Leblos lag sie vor mir im Wasser. Stille. Weder Anna noch Maria zu hören.